Anton Wildgans
Österreichischer Lyriker und Dramatiker 1881 - 1932
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Ehrungen und Denkmale
Der Burgtheaterdirektor

DER DICHTER ANTON WILDGANS

 

 

Anton Otto Georg Ritter von Wildgans

17. April 1881 - 3. Mai 1932

 

 

 

 

Geburt am 17.4.1881 um 4 Uhr Früh (Ostersonntag) ,

Wien 3. Bezirk, Radetzkystrasse 6

 

Vater: Dr. Friedrich Ritter von Wildgans

11.5.1847 - 3.1.1906, 

Doctor juris

Sektionsrat Extra Statum und Ministerialrat im k.k.Ackerbauministerium, 

Österreichischer k.k. Hofrat 

Träger der Kriegsverdienst-Medaille vom 2. Dezember 1873

Ritter des Ordens der eisernen Krone

Ritter des Franz-Joseph-Ordens

Träger des Ehrenkreuzes des Fürstentums Schuamburg.Lippe

 

Mutter: Theresia Charvat

geb. 4.4.1852 in Kunikovice in Mähren, Hochzeit am 5.5.1877. Sie stirbt am 5.6.1885 an Lungentuberkulose

 

1. Mai 1881: Taufe in der Pfarre St. Othmar, Wien 3

 

1883

9. Juni 1883:Geburt seines Bruders Friedrich-Joseph, der jedoch schon mit 9 Monaten am 26. Februar 1884 verstirbt

 

1885

5. Juni 1885: Tod seiner Mutter Therese an Lungentuberkulose

 

1886

15. Juni 1886: Der Vater heiratet Marie Reitter (geb. 6.6.1856, Konzertpianistin),

die Tochter von Oberfeldstabsarztes Dr. Michael Reitter (1810-23.4.1882) und Anna, geb. Jenewein (7.2.1831- 4.1.1920)

Anton: „Aber die Liebe zu mir, die sie dem Bräutigam vorgetäuscht hatte, war verschwunden, als sie ihr Ziel erreicht hatte und ich war nur mehr Last, Störenfried, ein Überzähliges, Hinderndes. Dabei wurde die Komödie der Mutterliebe dem überarbeitend heimkehrenden Manne weiterhin vorgespielt und ihm gegenüber mein verschlossenes und verstocktes Wesen betont. So entstand Parteinahme des ahnungslosen, im Stillen meines gemarterten Herzens abgöttisch geliebten Vaters gegen das eigene Kind............Aber es gab doch Augenblicke, in denen ich etwas von seiner Liebe ahnte. Für diese Augenblicke, in meiner Erinnerung an den Fingern einer Hand abzuzählen, habe ich meinem Vater Denkmale errichtet.....“

 

Umzug in die Wohnung der Stiefmutter Marie in die Josefstadt,

Schmidgasse 5, Wien 8. Bezirk

 

1887

Seine Stiefmutter unterrichtet Anton das erste Volksschuljahr selbst privat.

 

Beginnt mit Musikunterricht, vor allem Geige, die er von seinen Eltern geschenkt bekommt.

 

Sommerwohnung in Pötzleinsdorf, Hauptstraße 68, wo dem in der Wiener Wohnung völlig isolierten und eingesperrten Knaben eine neue selige Welt eröffnet wird. (von 1887 - 1889)

 

1888

18. Jänner1888:  Marianne, die Halbschwester von Anton, wird geboren

 

Eintritt in die Volksschule bei den Piaristen, Wien 8. Bezirk

In seiner Klasse ist auch Karl Satter, der sein innigster und wichtigster Freund der Kindheit und auch Jugendzeit wird. „Er war mir während meiner ganzen Jugend Vater, Mutter und Bruder“

 

1890

Bringt das Nibelungenlied, das er nur aus einer Inhaltsangabe kennt, in Verse. 50 vierzeilige Strophen werden fertiggestellt (sind verloren)

 

Erhält Tanzstunden bei Madame Crombé in der Bäckerstraße, Wien 1. Bezirk

 

1891

Februar 1891: erster Hausball im Haus von Hofrat Prof. Dr. Karl Groß (Professor für Kirchenrecht und Zivilprozess an der Universität Wien, Vorsitzender der judiziellen Staatsprüfungskommission; später auch Lehrer von AW; gestorben 20.2.1906);

Begegnung mit Annie, der jüngsten Tochter des Hauses und seiner „ersten Liebe“ (beschrieben in „Musik der Kindheit“).

„Seit jenem Abend habe ich Dich geliebt, Annie, und habe diese Liebe ´getragen sieben Jahr´. Bis in die Fieberfantasien meiner schweren Krankheit (Scharlach 1898) hat mich dein reines liebes Bild begleitet und mein ganzen Knabenleben stand unter dem Zeichen deines Auf-Erden-Seins. Um deinetwillen gehorchte ich meinen Eltern, lernte ich für die Schule, schämte ich mich meiner Sünden und Schwächen, und um deinetwillen betete ich.“

Die Liebe zu Annie endet erst, als die gleichaltrige Annie in ihrer viel früheren weiblichen Reife ihm, der noch immer die Schulbank drückte, sozusagen „entwachsen“ ist. Sie heiratet 1899 Ferdinand Franz Freiherr von Astrenberg.

 

Frühling 1891:  Begebenheit mit der Kopfverletzung durch Karl Satter (beschrieben in „Musik der Kindheit“)

 

Herbst 1891: Übertritt ins Piaristen-Gymnasium, Wien 8

 

Gründet mit Mitschülern ein Streichquartett und jene kleine Orchestervereinigung, aus der dann später der „Akademische Orchesterverein“ hervorgeht.

 

1894

Beginn der intensiven Beschäftigung mit der Poesie

 

1895

Pfingstsamstag: erster Ausbruch der späteren Krankheit seines Vater, der bewusstlos nach einem Abendessen in einem Wirtshaus in Mödling in die Sommerwohnung im Valzachi´schen Haus, am Freiheitsplatz 9, getragen wird.

 

Herbst 1895: Schreibt sein erstes Drama „Hippodameia“ und beendet es im Juni 1896

 

1897

Selige Kindheitserlebnisse im Garten seines Onkels (Verwandtschaft von Marie Reitter) Praterinspektor Dr. Friedrich Huber, wo das immer in der Wohnung eingesperrte Kind die „Natur“ kennen lernt.

 

1898

Umzug in die Wohnung in das Michaeler-Haus, Lenaugasse 19, 1. Stiege, 2. Stock, Tür rechts, Wien 8. Bezirk

 

Schlaganfall von Vater Friedrich, der seine Sprache verliert und durch einen Gehirntumor zunehmende Lähmungserscheinungen und ein 10-jähriges Martyrium erleiden wird.

 

1. Juli 1898: „Blumenmädchen“, eine der ersten Veröffentlichungen, erscheint in „Typographische Caricaturen“

 

November 1898: Erkrankt an Scharlach. Beginn an einem Sonntag Anfang November; Dauer über 3 Wochen, wobei der Verlauf so schwer ist, dass er zuletzt bereits aufgegeben wird, die Sterbesakramente erhält, sich von seinen Eltern verabschiedet, jedoch wie durch ein Wunder am folgendem Tag zu genesen beginnt.

 

1900

Matura am Piaristen-Gymnasium, Wien 8. Bezirk

 

Für die Maturazeitung schreibt er die „Keyzlariade, ein Epos in 3 Gesängen“ – in Hexameter, in dem er die Unterrichtsstunde seines Lateinprofessores Keyzlar humorvoll nachzeichnet.

 

4. Oktober1900 : Inskription an der Universität Wien , Juridische Fakultät. Das Jusstudium absolviert er nur seinem Vater zuliebe, auch wenn es ihm im Grunde zu tiefst verhasst ist.

 

Sommer 1900: Urlaub in Steinhaus am Semmering:

In den Sommern 1900 – 1903 verbringt die Familie Wildgans mit dem bereits halbgelähmten Vater die Sommerfrische in Steinhaus am Semmering im Gasthof Eggl.

Anlässlich des Kaiserfestes im August wird Anton gebeten, ein Theaterstück zu schreiben. Er entschließt sich zu einer Parodie auf „Sappho“ in gereimten Versen und hat die Arbeit in 3 Wochen fertig.

Mit seinen Freunden Karl Satter, Theodor Heinrich Mayer und jugendlichen Sommergäste formiert er eine Laienschauspielgruppe – er selber spielt den Phaon. Es wird ein großer Erfolg.

Die Bühne ist die Glasveranda des Gasthof Eggl – die Akteure müssen die Bühne durch das Fenster der Veranda „erklettern“.

Sommerfreunde: Adele Marschall (seine „Idylle„), Emma Mundt ,

Minnie de la Beau (Geb. von Schmedes, Schwester von Friedrich Schmedes, dem späteren Mann von Marianne Wildgans, die sich hier kennen und lieben lernten; Schwägerin von Feldmarschall Conrad von Hötzendorf, langjährige Freundin),

Theodor Heinrich Mayer (später bekannter Romanschriftsteller und inniger Freund)

 

1901

Anfang April mit Karl Satter nach Kerschdorf in der Steiermark.

 

Sommeraufenthalt wieder in Steinhaus am Semmering im Gasthof Eggl.

Toni schreibt das Stück „Das Überweib“, eine Auseinandersetzung mit der modernen Frau von damals, das am 17. August 1901 aufgeführt wird und in dem sein Freund Karl Satter den „Untermann“ spielt.

 

1902

Ab 14. Juni 1902 Sommeraufenthalt wieder in Steinhaus am Semmering im Gasthof Eggl.

Diese Jahr schreibt Toni das Stück „ Der Jour“, der ein so unglaublicher Erfolg wird, dass sie aufgrund der großen Nachfrage die Aufführung wiederholen müssen. Die Hauptrolle spielt sein späterer Schwager Friedrich von Schmedes, Th. H. Mayer einen Gymnasiasten. „Er selber begnügte sich mit einer Liebhaberrolle, schon um mit der damaligen Dame seines Herzens (Adele Marschall) oft und möglichst eingehend proben zu können“ (Erinnerungen von Th. H. Mayer)

 

1903

Arthur Trebitsch und Theodor Heinrich Mayer, zwei Jugendfreunde, ermöglichen das Erscheinen einer ersten Gedichtsammlung „Vom Wege“ (Verlag E.Pierson, Dresden und Leipzig) im Selbstkostendruck.

 

1904

August 1904: „Schwestern“ (eine Studie über die zwei Töchter Henna und Renee seiner Jugendfreundin Minnie de le Beau aus der Steinhauser Zeit und Schwester seines späteren Schwagers Fritz von Schmedes) erscheint als Feuilleton in der Arbeiterzeitung (Chefredakteur Hr. Pennerstorfer). Erster Schritt in die Öffentlichkeit

 

September 1904: Aufenthalt in Berchtesgarden 

 

Verzweifelt über das von ihm so verhasste Jusstudium, seelisch sehr mitgenommen von einer unerwiderten Liebe zu einer älteren Frau und aufgrund der finanziellen Not (sein Vater konnte aufgrund seiner Krankheit nicht mehr verdienen und Anton hatte kein Anrecht auf die Witwenpension, da Marie seine Stiefmutter war), unterbricht Anton sein Studium und versucht eine unabhängige materielle Existenz zu gründen.

Ein glücklicher Zufall kommt ihm zuvor:

 

26.10.1904 - 10.Mai 1905   Weltreise

mit Freund Arthur Trebitsch; dieser ist ein sehr wohlhabender Gymnasialfreund (später lebenslanger Freund), der an  Augentuberkulose erkrankt ist. Die Ärzte verordnen ihm eine Seereise und der Vater der Freundes gewinnt AW als Begleiter seines Sohnes.

Die Reise starten in Hamburg (Hotel Hamburger Hof) und führt mit dem Dampfer „Meteor“ über Lissabon (Braganza Hotel), Madeira, Teneriffa, Tanger, Gibraltar, Algier, Tunis, Palermo nach Neapel (Grand Hotel und Hotel de Vesuva) und Capri (November 04). Am 7. Dezember Abfahrt mit dem Dampfer „Rhein“  nach Colombo (Ankunft 24.12.; Quartier Queens Hotel Kandy).

Überlegt sogar hier oder in Australien zu bleiben und eventuell als Geigenspieler sein Geld zu verdienen.

  Am 13. Januar 1905 Abfahrt mit dem Dampfer „Friedrich der Grosse“ (Reisezeit 23 Tage) nach Australien, dort über Fremantle, Perth, Adelaide und Melbourne nach Sydney.

  Rückreise nach Europa am 18.2.1905. Am Rückweg erste Attacke einer Beinvenenentzündung als Folge des Scharlachs, an dem er noch lebenslang leiden wird, mit einem wochenlangen Aufenthalt im Deutschen Hospital (Via Amadeo 83) in Neapel.

  Am 8. April Weiterreise mit dem  Dampfer „König Albert“ über Palermo nach Monte Carlo (23.4.05;Hotel Royal).

Trifft Anfang Mai 1905 am Semmering ein (zuerst Hotel Panhans, dann Steinhaus) ; 10. Mai 1905 Ankunft in Wien.

Findet seinen Vater zu Hause in schlechtem und bettlägerigem Zustand vor.

 

1905

Einzug in die neue Wohnung in die Lerchenfelderstraße 3, 2. Stock, Wien 8. Bezirk (im ersten Stock wohnt Katharina Schratt und oftmals erfolgt die Begegnung mit dem Kaiser)    Zugeordnete Gedichte: „Aussicht“, „Über den Dächern“, „Dieses Haus wird demoliert“

 

10. Mai 1905: Rückkehr von der Weltreise.

 

Versucht verschiedene Gedichte und die Novelle „Frühlingssonate“ in der Zeitung „Die Zeit“ (Chefredakteur Hr. Singer ist ein Onkel von Arthur Trebitsch) zu veröffentlichen, wird aber von Felix Salten (Kritiker dieser Zeitung) abgelehnt.

 

Schreibt die Novelle „Vom Tode“

 

Anfang Juli 1905: In „Die Zeit“ werden Reisefeuilletons veröffentlicht und bringen Anton endlich etwas Geld ein.

 

Schreibt die Novelle „Der dunkle Heraklith“

 

21. Juli 1905: Bei seinem Vater wird nach einer deutlichen Verschlechterung der Paralyse ein Hirntumor diagnostiziert.

 

Schreibt: „Abendneigen“

Oktober 1905: schreibt „Familie Goldsohn“

6. November 1905: Die Novelle „Frühlingssonate“ erscheint in der Arbeiterzeitung.

„Casanova“, das Gedicht (entsteht durch ein erotisches Erlebnis seines Intimus Fritz Haymerle), erscheint in der „Muskete“ und eröffnet ihm die Möglichkeit für weitere Veröffentlichungen in dieser renommierten Literaturzeitschrift („Harlekinade“, „Walzer“, „Wenn der liebe Herrgott wäre“, usw.)

 

Gründet mit Freunden den BUND DER GEWALTIGEN - eine innige und kreative Freundesverbindung; mit Baron Fritz von Haymerle (Jurist); Baron Friedrich von Gagern (später bekannter Romanschriftsteller); Victor Freiherr von Haerdtl (Jurist); Baron Willy von Proskowetz

 

1906

3.Jänner 4.45 Uhr, Tod des Vaters

 

Versucht eine eigene materielle Existenz zu gründen:

Vom 1. Februar bis 31. Mai arbeitet er als Hilfsredakteur bei der Wiener Tageszeitung „Die Zeit“; nach 3 Monaten jedoch Erkenntnis, dass er dafür nicht geeignet ist.

 

Sommer1906: Lilly Würzl liest sein Gedicht „Casanova“ in ihrer elterlichen Villa in der Hinterbrühl und ist begeistert. Ihre Mutter Amelie organisiert ein Teffen mit dem Dichter über den gemeinsamen Freund Arthur Trebitsch, der in einer Villa in Sulz-Stangau wohnt und AW gerade zu Gast hat. Das erste und vorerst einzige Treffen zwischen Lilly und Anton findet im Gasthaus „Therese Krones“ (ehemaliges Wohnhaus der gleichnamigen Volksschauspielerin) in Sparbach statt und hinterlässt bei beiden großen Eindruck.

Lilly ist die Tochter des k.k Lederwarenfabrikanten Rudolf Würzl, der jedoch drei Jahre nach ihrer Geburt stirbt. Ihre Mutter Amelie (geb. Gabriel) heiratet in zweiter Ehe den wohlhabenden Parkettbodenfabrikanten Georg Grassl, mit dem sie noch die gemeinsame Tochter Trude bekommt.

Lilly hat einen zwei Jahre jüngeren Bruder Rudolf Würzl.

 

8. Juni 1906: Anton verbringt einige Wochen in Krain (Slowenien) auf Schloss Mokritz bei seinem Freund Friedrich von Gagern, dessen Großmutter Gräfin Mathilde von Auersperg und deren Tochter Baronin Beatrice von Gagern.

 

November 1906: schreibt Arbeiten für die „Neue Hamburger Zeitung“.

 

Kurz vor Weihnachten nochmals Zusammentreffen von Lilly und Anton bei einer befreundeten Familie, wo „Anton nicht von ihrer Seite weicht“

 

Weihnachten 1906 verlobt sich Lilly mit Carl Geibel.

 

1907

Januar 1907: Arbeitet als Sekretär des Wiener Jagdclubs, Wien 1, Schauflergasse 6 (durch Vermittlung des Vaters seines Freundes Victor von Haertdl), aber auch dies nur für einige Monate.

 

Hochzeit von Lilly und Carl Geibel in Friedrichsrohda, Thüringen, Deutschland.

Bereits im Oktober 1907 erfolgt wieder die Trennung und am 23. Juni 1908 die Scheidung.

 

23. Juli 1907: Sein innigster Freund Karl Satter heiratet die in jungen Jahren bereits berühmte Berliner Schauspielerin (und Muse von Gerhart Hauptmann) Ida Orloff. Für Anton ein schwerer Schlag – hatten sie sich doch geschworen: “Freiheit vom Weibe“!

 

6. August 1907: Aufenthalt mit seinem Freund Theodor Heinrich Mayer am Semmering in Steinhaus.

Erfährt dort, dass seine Tradition der Sommerlaienbühne im Gasthof Eggl aus den Jahren 1900-1902 von jungen Sommergästen fortgeführt wird.

 

Oktober 1907: stürtzt sich erneut auf das Jus-Studium, zieht sich dazu in das Haus von Arthur Trebitsch in Sulz-Stangau zurück.

Dort erneute Begegnung mit Lilly, die zu dieser Zeit gemeinsam mit einer Freundin Adolfine Calvi in der Sulzer Kaltwasserheilanstalt von Dr. Löwy zur Erholung nach ihrer Scheidung weilt. Fast tägliche Spaziergänge und Treffen im Haus des Freundes, bei denen sie beide große Verbundenheit erleben.

 

20. Dezember 1907: legt wieder erfolgreich eine Staatsprüfung ab.

 

Zu Silvester ist Anton in Lilly´s Elternhaus (Villa Grassl in der Hinterbrühl am Kröpfelsteig ) eingeladen.

 

1908

Obwohl Anton und Lilly getrennt sind (bewusst veranlasst durch ihre Eltern, die in diesem mittellosen Mann keine Zukunft für ihre Tochter sehen) wächst deren Verbundenheit.

Februar 1908: Verlobung von Lilly und Anton

Im Frühsommer 1908 erhält Lilly eine eigene Wohnung in Wien 3, Neulinggasse 9, die sie gemeinsam einrichten. Im Spätherbst Einzug, wobei anfänglich Lilly´s Bruder Rudolf mitwohnt.

 

Juli 1908: Anton scheitert beim ersten Versuch der 3. Staatsprüfung ( bürgerliches Recht und Handelsrecht, Prüfer Sektionschef Dr. Hussarek und Hofrat Prof. Dr. Grünhut).

 

Sommer 1908: Anton für 4 Wochen in Steinhaus am Semmering

 

14. November 1908: Marianne, die Halbschwester von Anton, heiratet Dr. Friedrich von Schmedes; gemeinsam bauen sie sich ein Haus in Wien 14, Erzbischofgasse 59.

 

November 1908: legt die letzte Staatsprüfung nun erfolgreich ab.

 

1909

13.Jänner 1909: Beendung des Jusstudiums

11. Februar 1909: Eintritt in den Staatsdienst zunächst als Advokaturkanditat, ab 26. März 1909 als Richteramtsanwärter beim Landesgericht für Strafsachen (wurde auch „Blutgruppe“ genannt) bei Untersuchungsrichter Dr. Unkrechtsberg.

5. Mai – 14. September 1909: Versetzung zum Bezirksgericht für Strafsachen in der Josefstadt.

 

27.März 1909: Hochzeit mit Lilly Würzl

Trauzeugen Fritz Haymerle und Rudolf Würzl.

Kurz vor der Hochzeit muss er noch einer Verhandlung (Fall Zeitler) beiwohnen, aus der später der Einakter „In Ewigkeit Amen“ entsteht.

 

April 1909: Hochzeitsreise nach Venedig, Comersee (Villa Serbelloni in Bellagio), Schloss Mokritz in Krain (Slowenien) bei Freund Fritz von Gagern.

Leben gemeinsam in Lilly´s Wohnung in der Neulinggasse 9, Wien 3.

Sommerurlaub in Unter-Tullnerbach am Sagberg im Haus „Annenheim“

 

Herbst 1909: Erster Gedichtband „Herbstfrühling“ erscheint im Verlag Axel Juncker; hat bereits beachtlichen Erfolg.

 

15. September 1909 (bis 1.1.1910): wird zum Bezirksgericht Rudolfsheim versetzt.

Vorgesetzter: der Komponist und spätere Hofrat Julius Bittner.

 

Weihnachten 1909: erster Besuch in Mönichkirchen, das später eine zweite Heimat werden soll. Quartier im Hotel Windbichler.

 

1910

17. Januar 1910 : Wieder Rückversetzung zum Landesgericht für Strafsachen.

22. März 1910: Ein Stipendium für Rechtspraktikanten wird ihm zuerkannt.

25. April 1910 (- 2.10.): Versetzung zum Wiener Handelsgericht; wird dort mit Aktenbergen überhäuft, dass er auch am Sonntag aufarbeiten muss.

 

Mai – Oktober 1910: Sommeraufenthalt wieder in der Villa Annenheim in Unter-Tullnerbach am Sagberg

 

3. Oktober 1910:  Dank der Hilfe des Vaters seines Jugendfreundes Fritz von Haymerle, des Sektionschefs Franz Ritter von Haymerle, geht sein sehnlichster beruflicher Wunsch in Erfüllung: Berufung durch Präsident Vitorelli zum Oberlandesgericht, wo er bis April 1911 bleibt.

6. Dezember 1910: Wird zum k.k. Gerichtsauskulanten (Hilfsrichter) und erhält ein Adjutum von 1000 Kronen.

 

10. Dezember 1910: erste öffentliche Vorlesung seiner Gedichte - in Graz, von einer Gruppe literarisch Interessierter eingeladen; darunter auch der Komponist und späterer innigster Freund JOSEPH MARX und dessen Lebensgefährtin ANNA HANSA, die mit ihrem Mann Dr. Fritz Hansa ein Sanatorium besitzt, in dem Wildgans noch oft zur Erholung sein wird.

Durch Marx auch Bekanntschaft mit dem damals sehr populären taubstummen Bildhauer GUSTINUS AMBROSI.

Weitere Freunde aus dieser Zeit: Max Mell, Franz Karl Ginzkey, Felix Braun, Franz Theodor Csokor, Alfons Petzold (der Arbeiterdichter), Freiherr von Appel (Herausgeber der „Muskete“)

16. Dezember 1910: Der Schauspieler Devrient liest Gedichte von Anton in der Grillparzergesellschaft.

 

1911

1. April: Auf Drängen seiner Freunde und Lilly nimmt er einen einjährigen Versuchsurlaub vom Gerichtsdienst, um seine Schaffenskraft zu erproben.

11. Mai 1911: Dazu Rückzug nach Mönchkirchen - vorerst allein, später kommt Lilly nach; Quartier in der Mansarde im Hotel Windbichler; Lieblingsplätze: die Bank an der Friedhofsmauer, der Grenzstein zur Steiermark.

 

Großer Schaffensrausch: schreibt viele Gedichte, die Einakter „Freunde“, „Der Löwe“, „Vor dem Duell“, „Ein Inserat“, „Wechselfieber“, Entwurf zu „In Ewigkeit Amen“

Stellt den Gedichtband „Und hättet des Liebe nicht“ fertig, den er zu dieser Zeit noch „Leben“ betitelt.

 

Ende Juni 1911: Reise in die Dolomiten nach San Martino di Castrozza (Hotel Hospiz und in Albergo Bonetti, einem ehemaligen Kloster); Novellen „Ave Maria“ (am 21.+22. Juli) und „Pfand der Liebe“ entstehen.

 

Schreibt für die Grazer Zeitung „Herold“, zB. „Vom kleinen Alltag“

Das Gedicht „Dienstboten“ wird in der literarischen Zeitung „Der Strom“ veröffentlicht.

 

August 1911: überlegt mit Arthur Trebitsch eine eigene Zeitung zu gründen oder sogar den Grazer „Herold“ zu übernehmen.

 

September 1911: Zweiter Gedichtband erscheint: „ Und hättet der Liebe nicht“ (Axel Juncker)

Ist bereits ein großer Erfolg. Sehr gute Besprechung des Buches durch Stefan Zweig.

 

September 1911: Mönichkirchen, vorerst wieder allein, ab Mitte Oktober kommt Lilly nach.

 

Arbeitet an: „Die irdische Maria – ein Epos in Prosa“

 

1912

Anton beschließt, den Gerichtsdienst endgültig zu quittieren und sich seiner Kunst zu widmen.

 

April 1912: Verbringt einige Tage in der Villa in Kwassitz in Mähren, dem Haus seines Freundes Ritter Wilfried von Proskowetz und seiner Frau Mimi.

 

Nach Graz zu Anna und Dr. Fritz Hansa (Sanatorium).

 

14. April 1912: Die TITANIC-Katastrophe schockt die Welt. Anton schreibt zu diesem Anlass den Aufsatz „Fahrlässigkeit“.

 

Juni - Juli 1912 Sommeraufenthalt in Mönichkirchen: Die bewundernde Zuneigung eines 17-jährigen Mädchens in Mönichkirchen und seine eigenen Gefühle inspirieren  Anton zu “Sonette an Ead”.

Die ersten 12 Sonette schreibt er an einem Nachmittag ohne Korrekturen.

„Es ist das Schönste, was ich bisher lyrisch geschrieben habe“

“In Ewigkeit Amen” wird fertiggestellt.

 

18. Juli 1912: Lilly fährt mit ihrem Bruder Rudolf und einem Freund nach St. Christina im Grödnertal, Südtirol. Machen dort unzählige Bergtouren, wobei sie immer wieder tagelang auf einer Hütte bleiben und von dort aus Bergtouren unternehmen. Erlebt dort in der Sellagruppe auf einem der schwierigsten Klettersteige ein so schweres Gewitter mit Steinschlag (die Seile werden durchgeschlagen), dass sie nur knapp dem Tod entkommen. Mitte August nach Krumpendorf am Wörthersee, wo sie Toni trifft.

August 1912: Urlaub mit Lilly in Krumpendorf am Wörthersee in einer Privatvilla am See und dann für 10 Tage am Lido in Venedig, wo sie Arthur Trebitsch und seine Frau treffen. Danach direkt nach St. Veit.

September – Anfang Oktober 1912: Aufenthalt in der Pension Maiberg in St. Veit bei Pettau (Südsteirische Weingegend) bei Sylvia Kasimir, der Schwester des bekannten Radierers Luigi Kasimir. Lilly fotografiert die Pension und gestaltet einen neuen Prospekt für das Haus.

 

7. November 1912: Vertragsauflösung bei seinem bisherigen Verlag Axel Juncker.

 

Ein kleiner Band mit Liebesgedichten von Anton Wildgans erscheint.

 

20. November 1912: Lilly muss wegen eines bösartigen Katarrhs zur Erholung auf den Semmering

Am 3. Dezember 1912 kommt Anton nach; Quartier im Südbahnhotel; dort wohnt er Wand-an-Wand mit Stefan Zweig, mit dem er sich befreundet.

 

Arbeitet dort an einem Dreiakter “ Herr Ölwein”, der ein Fragment bleibt.

 

16. Dezember 1912: Unterschreibt den Vertrag beim Verlag Alfred Staackmann in Leipzig und leitet damit eine lebenslange berufliche und auch freundschaftliche Verbindung ein.

 

1913

Ein Brand in der Wiener Wohnung nötigt Lilly und Anton zum zwischenzeitlichen Auszug. Unterkunft bei verschiedenen Freunden.

 

März 1913: “Sonette an Ead” erscheint bei seinem neuen Verleger und späteren Freund Alfred Staackmann und machen ihn „über Nacht“ berühmt.

 

24. Mai 1913: Uraufführung von “In Ewigkeit Amen” in der Volksbühne Wien (Neubaugasse, Direktor Rundt)

 

5. Juni 1913: Geburt des ersten Sohnes Friedrich (im Sanatorium Löw in Wien)

 

30. August 1913: Aufführung von “In Ewigkeit Amen” in Berlin am Kleinen Theater unter Direktor Georg Altmanns, der Anton beiwohnt

 

Herbst 1913: Erkrankung an einer septischen Angina und wochenlanger Aufenthalt im Wiener Sanatorium Fürth.

Oktober 1913: Erholungsaufenthalt in Mönichkirchen bis 2.12.1913 - nicht mehr im Hotel Windbichler, sondern bei seinen Freunden Anna und Paul Stirner (später Pension Erika).

Schreibt dort „Im Anschaun meines Kindes“ und die erste Niederschrift von “Armut”

 

1914

17. Februar - 11. März 1914:  Einladung in die Villa seines Verlegers Staackmann “Zwei Sonnen” in Gardone am Gardasee ; jedoch schlechte Stimmung zur Arbeit.

Anfang März – 3. April 1914:  Mönichkirchen

Beendet dort in rauschartigem Schaffen „Armut“ am 2. 4.1914.

„Es wird ein gutes Stück: Es ist ja mit meinem eigensten Blute geschrieben“

 

2. Juni 1914: Übersiedlung in die gemietete Spindelegger-Villa am Kröpfelsteig 2 in der Hinterbrühl (in der Nähe der Villa Grassl)

 

Juni 1914: nochmals einige Zeit in Mönichkirchen, um den letzen Akt von „Armut“ zu überarbeiten.

 

28.Juni 1914: Mittagessen bei den Eltern Grassl mit Burgschauspieler Otto Tressler, als die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo hereinplatzt. Kurz danach Ausbruch des 1. Weltkrieges.

Anton ist aufgrund seiner Venenerkrankung untauglich zum Waffendienst.

 

31. Juli 1914: meldet sich erneut zur Arbeit bei Gericht – in das Pressereferat:  „Es drängt mich, in der jetzigen schweren Zeit meine Kräfte dem Staate zu weihen.“ – jedoch kommt es nicht dazu.

 

Ende des Jahres 1914 erscheinen Gedichte zum Krieg als „Kriegsflugblätter“ (Heller Verlag, Wien)

 

1915

16. Januar 1915: Uraufführung von “Armut” im Wiener “Deutsches Volkstheater” unter Direktor Weisse.

Unfassbarer Erfolg beim Publikum, die Pressestimmen sehr kritisch.

Folgende Deutsche Theater nehmen „Armut“ sofort an:
Max Reinhardt für das Deutsche Theater (mit Option auf die nächsten zwei Stücke, die Anton „Liebe“ und „Geld“ nennen will)

Münchner Hoftheater

Schauspielhaus Bremen

Schauspielhaus Hamburg

In der Folge geht „Armut“ fast über alle deutschen Bühnen und erzielt zum großen Teil Serien bis zu 100 Aufführungen.

 

25. Januar 1915: Militärische Musterung und trotz des Venenleidens für kriegstauglich erklärt. Wird zum Landsturm mit Waffe assentiert und soll am 15. Februar zur Artillerie einrücken.

Jedoch am 5. Februar erneut eine starke Beinvenenentzündung mit Fieber, die ihn für Wochen ans Bett fesselt. Erst am 3. März kann er das Bett verlassen. Wird nun für untauglich erklärt.

 

1. Mai 1915: Umzug in die Wohnung im Ida-Hof, Mödling, Hauptstrasse 38 (Besitzer Familie Fiedler)

Im Ida-Hof nun sonntäglicher Treffpunkt und Kammermusik mit Joseph Marx (der ein Jahr zuvor Professor an der Wiener Musikakademie wurde und nach Wien übersiedelt ist);

Weiters die Cellistin Elisabeth Bokmaier, das Quartett Alberdingk (Erste Geige Erny Alberdingk, 2.Geige Susi Lachmann, Bratsche Alba Poppy) und viele bekannte Musiker und Künstler, wie die Klaviervirtuosen Paul Weingarten und Angelo Kessisoglou; die Konzertmeister Rebner und Frotzler als Geiger; der Soloklarinettist der Philharmoniker Polacék; der Cellist Paul Grümmer; die Dichter Hans Rudolf Bartsch, Franz Karl Ginzkey, Max Mell, Franz Theodor Czokor; die Maler Franz Marquis von Bayros und Rudolf Hirschenhauser, der Bildhauer Gustinus Ambrosi; die Schauspielerin Else Schilling, die Familie des Feldmarschalls Conrad von Hötzendorf; als Sängerin AnnaHansa und ihre Schwester Rosl Kraus.

 

1. August – 15. September 1915: Sommerquartier in einer Wohnung im Schloss Kammer am Attersee

 

26. September 1915: Aufführung von “Armut” im Residenztheater in München, der Anton und Lilly beiwohnten – danach Einladung bei Hermann Anschütz-Kämpfe (Erfinder des Kreiselkompass)

 

29 .September – 10 .November 1915: Mönichkirchen – Beginn mit Arbeit an dem Drama “Liebe”

 

„Österreichische Gedichte“ erscheint.

 

1916

Arbeitsplatz im Gartenhäuschen des Ida-Hof . Beginnt mit seinem Tagebuch.

 

15. März – Ende April 1916: Mönichkirchen: schreibt weiter an “Liebe”, das er bald darauf fertig stellt.

 

6. Mai 1916: erhält den Preis der „Eduard von Bauernfeld-Stiftung“

 

1. Juni 1916: Sommerquartier mit Lilly in der Kutschera-Villa in Steinhaus am Semmering.Werden dort von den Damen Alberdingk besucht (der Vater war kurz vorher gestorben); Tini malt ein Ölportrait von Anton

 

„Dreißig Gedichte“ erscheint

 

23. September – Oktober 1916: Arbeitsaufenthalt in Mönichkirchen, wo er bereits an seinem dritten bürgerlichen Drama “Dies Irae” arbeitet.

 

Oktober 1916: Erhält den Volkstheater-Preis für „Armut“

 

18. November 1916: Uraufführung von “Liebe” im Volkstheater

So auch wie schon „Armut“ wird „Liebe“ auf fast allen deutschen Bühnen gespielt und erzielt wieder Serien bis 100 Vorstellungen.

 

Beginn der geistig sehr reichen Freundschaft mit Johanna Rössler (eine Tante der Alberdingk-Mädchen), deren Lebensgefährte Dr. Gustav Huber (Direktor im Eisenbahnministerium) und der Tochter ihres Bruders, Agnes Funck (Achivarin, begeisterte Geigerin einer echten Stradivari und später innige Musikgefährtin; hilft Lilly nach Toni´s Tod beim Aufbau des Archivs)

 

1917

7. Januar 1917: Über seine Jugendfreundin Minnie de le Beau (Schwester seines Schwagers Fritz von Schmedes) freundschaftlicher Kontakt mit Feldmarschall Conrad von Hötzendorf (Schwager von Minnie).

 

Verbringt auf der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstätte einige Tage als Gast des Abtes des Stiftes Klosterneuburg Dr. Kluger  mit der Familie Alberdingk im Stift auf dem Leopoldsberg bei Wien.

 

April bis Juni 1917: Arbeitsaufenthalt in Mönichkirchen; erlebt dort jene Situation, die er später im „Kirbisch“ verarbeiten wird. (Beschreibt dies in dem Brief  vom 26.3.1917 an Fritz Haymerle).

 

30. Juli 1917 – 22.August : Arbeitsaufenthalt in Steinhaus am Semmering wieder in der Kutschera-Villa

Arbeitet dort an einem neuen Gedichteband “Mittag”

 

21. September 1917: entdecken das Haus in Mödling in der Andergasse 3 und verlieben sich sofort in diesen Besitz, der direkt neben der St. Othmar-Kirche gelegen ist (Eigentümer Ehepaar Dr. Rausnitz) - am 24.9.1917 wird es gekauft. (Einzug Mai 1918)

 

1918

12. März 1918: Aufführung von “Liebe” in den Kammerspielen mit Ferdinand Onno, Regie Alfred Bernaus

 

6. April - 14. Mai 1918: Arbeitsaufenthalt in Mönichkirchen. Abschlussarbeiten zu dem Drama „Dies Irae“, das kurz darauf erscheint.

 

31. Mai 1918 Verleihung des Kaiser-Franz-Joseph-Ordens

 

Im Sommer erste freundschaftliche Kontakte mit Hugo von Hofmannsthal, der in einer Villa im nahen Rodaun wohnt.

 

Anton spielt mit seinem erst fünfjährigen Sohn Friedrich begeistert Geigenduette.

 

1919

1919: Verleihung des Ferdinand-Raimund-Preis, Wien

 

8. Februar 1919: Uraufführung von “Dies Irae” im Burgtheater

 

24. Mai 1919: Festvorstellung von „Armut“ im Deutschen Nationaltheater in Weimar.

 

25. Mai - 1. Juli 1919: Arbeitsaufenthalt in Mönichkirchen; die erste Niederschrift von “Kain” wird dort am 30. Mai  begonnen und am 20 Juni beendet.

 

Begründet mit dem Mödlinger Tondichter und Dirigenten Rudolf Knarr die alljährliche Festaufführung von Beethovens „Missa Solemnis“ in der St. Othmar-Kirche in Mödling.

 

9. September 1919: fährt nach München zur Aufführung von „Dies Irae“ im Residenztheater; übernimmt die Regie.

Premiere am 13. September.

 

1920

Ehrenmitglied des Beirats für Musik, Literatur und dramatische Kunst, Wien

 

10. Februar – Anfang März 1920: Mönichkirchen; wohnt weiter im Stirnerhaus, das aber nach dem Krieg von dem Ehepaar Linke gepachtet und als Pension geführt wird.

 

Abschluss der Druck-Korrekturarbeiten zum Buch „Kain“, das bald darauf erscheint.

 

Ersteht auf gerichtlichem Wege eine originale Geißenhof-Geige und eine Geißenhof-Viola, die ihm sehr viel bedeuten.

 

Anton sammelt schon über Jahre hinweg Briefmarken. In dieser Zeit wird er kurze Zeit richtiggehend von einem “Fieber des Briefmarkensammelns” ergriffen.

 

Oktober 1920: Schreibt in Mönichkirchen all das nieder, was wir heute als “Moses-Fragment” besitzen

 

1921

Sonderausgabe „Ausgewählte Gedichte“ erscheint im Axel Juncker-Verlag

 

3. Januar 1921: Erhält das Angebot für die Direktion des Burgtheaters; wird vom Präsident der Bundestheaterverwaltung Dr. Vetter als einzig mögliche “Rettung” aus der Burgtheaterkrise geradezu gedrängt.

7. Januar 1920: Nimmt schweren Herzens die Direktion an, obwohl er damit sein gewolltes Lebenshauptwerk „Moses” unterbrechen muss (bleibt auch nur ein Fragment).

1.Burgtheaterdirektion vom 1. Februar 1921 - 30. Juni 1922

Dienstwohnung in der Hofburg im “Elisabeth-Appartement” über den Durchfahrtstoren zum inneren Burgplatz.

Vom Beginn an kämpft AW gegen die zum Nachteil des Burgtheaters eingewöhnten Zustände, Korruption, dem unkontrollierten Kostümverleih an Filmfirmen, das Max-Reinhardt-Projekt usw. Die anfänglich gemachten Versprechungen von Dr. Vetter werden kaum eingehalten - er wird schließlich sei erbitterster Gegner.

(All dies ausführlich beschrieben in „Anton Wildgans und das Burgtheater“ von Lilly Wildgans)

 

21. März 1921: Geburt seines zweiten Sohnes Gottfried

 

16.Oktober 1921: In der Mödlinger Kirche St. Othmar wird die neue Heldenglocke geweiht. Auf der Glocke befindet sich eine Darstellung des Hl. Michael sowie ein Glockenspruch von Anton Wildgans:

 

AUS HERZEN DIE DAS GROSSE LEID VERSTEINT,
GESCHMOLZEN HAT DER MEISTER MEINE SPEISE.
ICH BIN DER WITWE KREUZ, DAS BROT DER WAISE,
DAS TRÄNENSALZ, AUS MUTTERAUG GEWEINT.
ICH BIN DER LIEBE EWIGER VERZICHT,
DER UNGETANEN LEBENSWERKE JAMMER.
ICH BIN DIE GLOCKE UND ICH BIN DER HAMMER
UND WECKE GOTT, WENN'S ZEIT IST, ZUM GERICHT.
1914 – 1918

 

 

1922

15. Januar 1922: vertritt Österreich in Paris am 16. Januar bei der großen Feier zum 300. Geburtstag von Moliere und hält dort seine Rede spontan in französisch.

Diese Einladung von dem ehemaligen Kriegsfeind bedeutet so kurz nach dem Weltkrieg eine unglaubliche Ehre und Auszeichnung.

 

17. Januar 1922: Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft.

 

14. Februar 1922: da die Situation im Burgtheater immer unerträglicher wird, reicht Anton seine Demission ein, die jedoch nicht angenommen wird.

Bundespräsident Dr. Seitz und Bundeskanzler Dr. Ignaz Seipl bestätigen Anton Wildgans das Recht auf seiner Seite, sehen sich jedoch aufgrund der instabilen politischen Situation außerstande, etwas gegen Dr. Vetter zu unternehmen (der aber dann bereits am 1.1.1923 aus Einsparungsgründen pensioniert wird).

In den letzten Monaten gelingt Anton noch sein Vorhaben, das Akademietheater dem Burgtheater anzuschließen.

 

Februar 1922: hält mehrere ausverkaufte Vorlesungen in Graz.

Am 14. Februar 1922 Aufführung von „Dies Irae“ in Graz

 

4. Mai 1922 : Erstaufführung von “Kain” im Burgtheater

 

Mai 1922: Ehrenpreis des Wiener Männergesangvereins

Juni 1922: Auszeichnung in Frankreich nach seinem so erfolgreichen Auftritt im Jänner - Ernennung zum „Officier d l´Instruction Publique“

 

22. Juni 1922: erneuter Anfall einer starken Venenentzündung mit heftigen Fieberschüben, der ihn für Wochen in Mödling bettlägerig und unternehmungsunfähig macht. Trotzdem erledigt er von dort stundenlang seine täglichen Amtsgeschäfte.

Eine besonders schlechte Phase nützt Dr. Vetter zu einer List, schickt ihm die falsche Nachricht, die Regierung wünsche seinen Rücktritt. Um die Vorteile eines bis Jahresende bezahlten Urlaubes und einer Abfindung nicht zu verlieren, unterschreibt der im hohen Fieber befindliche Mann sofort seine Demission und erkennt erst am nächsten Tag den Betrug.

Vor allem an diesem Umstand ist Anton zerbrochen und der Glaube an das Gute im Menschen war jahrelang schwer erschüttert.

 

August 1922: Einladung zu Joseph Marx und Anna Hansa nach Graz, wo er auch den “Schriebl” (ein Gehöft auf der Pack in der Nähe von Edelschrott, das Anna´s Schwester Maria Kranz gehört) kennen lernt, der später ein weiterer Erholungs- und Arbeitsort werden soll.

 

11. September 1922: Beginn einer mehrwöchigen Schweizer Vortragsreise

Mitte Oktober: Aufführung von „Armut“ in Basel

November 1922: Vortragsreise durch die Tschechoslowakei. Ist dort auch Gast im Haus seines Freundes Franz Mayer von Gunthof in Mährisch-Trübau.

 

1923

Durch die Inflation wird Anton um all sein Erspartes gebracht und ist nun gezwungen, „akutes“ Geld durch Vortragsreisen zu verdienen.

Februar 1923: Vortrags- und Vorlesungsreise durch Österreich.

Ende Februar: Aufführung von “Kain” in Graz

Vorlesung in Brünn

 

21. Februar 1923: Ernennung zum Hofrat

 

11. April -  Mitte Mai 1923 in Mönichkirchen; vorerst maßlose Depression und Lähmung bezüglich Arbeit, beginnt aber dann mit seinem Freund Paul Stirner Sonette aus dem Italienischen (zumeist von Lorenzo Stecchetti) zu übersetzen. Entdeckt dabei wieder die Freude und Kraft an der Arbeit.

 

25. Mai 1923: Einladung in Berlin gemeinsam mit Artur Schnitzler im Reichstagssaal eine repräsentative Vorlesung in Gegenwart des Reichspräsidenten und der künstlerischen Spitzen (Gerhart Hauptmann usw.) zu halten. Quartier in einem Appartement im Palais des Reichskanzlers. Die Reise muss aufgrund eines akuten Schubes des Venenleidens abgesagt werden.

 

12. Juni 1923: Erhält mit einem großen Festakt das Ehrenzeichen der Universität Wien.

Anton Wildgans ist der erste Österreicher und nach Gerhart Hauptmann der zweite überhaupt, der diese Auszeichnung erhält.

 

12. Juli 1923: Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste; damit verbunden ist eine Professorenstelle.

 

Sommer 1923: Aufenthalt am Schriebl bei Maria Kranz

September 1923: Aufenthalt in Steinhaus am Semmering in der Fröschnitz, in einem Jagdhaus von Maria Kranz;

dann wieder in Mönichkirchen

 

1924

März 1924: Erhält von seinem Verleger Alfred Staackmann die Zusage für ein fixes Monatsgehalt für die nächsten fünf Jahre, was ihn aus der schwierigen finanziellen Situation rettet und wieder freier arbeiten lassen kann.

 

4.3.1924: Erster Ball der Wiener Philharmoniker. Anton Wildgans verfasst einen Beitrag im Ballbüchlein des ersten Balles, welches als Damenspende überreicht wird. Seine Laudatio an das Orchester, ein "Vorspruch zum Fest", beginnt mit den Worten: "Euch liebt die Heimat, euch ehrt die Welt".

 

17.März – 16. April 1924: Aufenthalt in Mönichkirchen

 

26.4.-3.5: Vorlesungen in Berlin im  Großen Reichstagssaal, die offiziellen Charakter hat und ihm viele Huldigungen bringt.

Den Gipfelpunkt dieser kleinen Reise bildet die Erfüllung eines lange und sehnlichst gehegten Wunsches: Der Besuch im Weimarer Goethe-Haus.

“Ganze Tage verbrachte er in diesen „geweihten“ Räumen und erlebte sogar die Beglückung, die „Marienbader Elegie“ in seinen ehrfürchtigen Händen halten zu dürfen“ (Lilly)

 

Herbst 1924: “Sonette aus dem Italienischen” erscheint

 

1925

Januar 1925: Sehr erfolgreiche Vortragsreise durch Deutschland: Breslau, Gleiwitz, Oppeln, Bremen, Magdeburg, Leipzig, Halle, Dessau, Meiningen, Coburg, Sonnberg, Nürnberg, Augsburg, München, Salzburg

 

10. März-April 1925: erkrankt an einer sehr tükisch-schleichenden Venenentzündung, die auch bereits das Herz angreift. Er ist ans Bett gebunden und macht erst ab 11. April wieder seine ersten Gehversuche.

Die Suche nach Erholung führt ihn über Frohnleiten, Seewiesen, Präbichl und Graz dann doch wieder auf den Schriebl (bei St. Martin am Wöllmißberg in der Steiermark)

9. Mai – 20. Juni 1925: schreibt am Schriebl in einem Schwung die ersten drei Gesänge des „Kirbisch“.

 

Juli 1925: Prof. Giovanni Necco aus Veneto in Italien übersetzt Armut: „La Misera“

 

6.Juli – 19.August 1925: gemeinsam mit  dem 12-jährigen Fritz (der aufgrund seiner intensiven Musikausbildung Erholung braucht) wieder auf den Schriebl.

Trifft dort den Arzt und Heimatdichter Dr. Hans Kloepfer, den er wegen eines erkrankten Auges kommen lässt.

Malt am Schriebl ein Madonnen-Bildnis für eine dem Gehöft nahestehende Rotföhre.

 

8.Oktober - 6.November 1925: Aufenthalt in Mönichkirchen; arbeitet dort intensiv an “Kirbisch”

 

Schreibt am 5.November das Gedicht“ Kammermusik“ im Rahmen eines geplanten Zyklus „Sonette an meine Söhne“

 

7. November 1925:  Auf Antrag von Anton wird am Haus von seiner Schwester Marianne Schmedes (ehemaliges Haus von Franz Grillparzer),Mödling, Brühlerstraße 25, eine Grillparzer-Gedenktafel enthüllt, deren Inschrift Anton verfasst hat.

Am 8.11. vormittags festliche Aufführung der 9. Symphonie von Beethoven, wo  der Dichter Dr. Riemerschmied einen von Wildgans verfassten Grillparzer-Prolog verliest.

 

Dezember 1925: Erhält den Preis der Julius-Reich-Stiftung von 1000 Schilling.

(Julius ist Dichter und Bruder von Univ.Prof. Dr. phil. Emil Reich, dem Freund und Förderer von Anton)

 

Schreibt das Gedicht „Letzte Erkenntnis“

 

1926

15.Januar bis Februar 1926: wieder in Mönichkirchen. Dort eine veränderte Situation, da sich seine Freunde und Unterkunftgeber in der Pension Erika, das Ehepaar Anna und Paul Stirner, am 4. Jänner 1926 getrennt haben. Bezieht auch zwei neue Zimmer, die er nun immer für das ganze Jahr mieten muss.

Arbeitet intensiv an „Kirbisch“.

Schreibt sogar den 1. Akt zu einem neuen Lustspiel „Eine Faustbesetzung“ (als Fragment erhalten), konzentriert jedoch dann seine Kräfte wieder voll auf den „Kirbisch“

 

19. - 22. Mai: Vorlesung im Mozarteum in Salzburg; gemeinsam mit Lilly genießt er dort die Tage.

Trifft seinen Freund und Kollegen Franz Karl Ginzkey, dem er aus dem „Kirbisch“ vorliest.

Einladung bei Stefan Zweig in sein Haus auf dem Mönchsberg.

 

Anfang August – 3. September 1926: Anton mit Fritz auf den Schriebl - vollendet dort den 10. Gesang von “Kirbisch”

20. September - 20. Oktober 1926: Aufenthalt von Anton in Mönichkirchen, wo er den 11. Gesang vollendet, aber die vorherigen Gesänge neu zu überarbeiten beginnt. Laut Vereinbarung mit Verleger Staackmann sollte das Buch zu Weihnachten fertig vorliegen, was aber dann nicht möglich sein wird.

 

19. und 29. Dezember 1926: Aufführung von “Kain” im Österreichischen Rundfunk, wo Anton eingeladen wird, selbst die Regie zu führen. Es liest Ferdinand Onno.

 

24. Dezember 1926: Lilly erfüllt Anton seinen großen Wunsch: eine originale Handschrift von Grillparzer, die er in der Autographenhandlung Heck (Schwarzenbergplatz, Wien) entdeckt hat, es sich aber nicht leisten kann.

Lilly verkaufte für die Erfüllung dieses Traumes ihren restlichen Schmuck.

 

1927

Ende Januar: Aufenthalt in Mönichkirchen; intensive Arbeit an “Kirbisch”, der Anton immer mehr zu belasten beginnt, da ihm das Werk “unter den Händen davonwächst”.

 

9. Februar 1927: Private Einladung bei Bundespräsident Dr. Hainisch

 

17. März 1927: Aufführung von “Liebe” am Akademietheater. Die Proben leitet Anton persönlich.

 

12. April 1927: Anton beantragt eine Ehrenpension als ehemaliger Burgtheaterdirektor (hat es leider verabsäumt darüber zu verhandeln, als er zu Beginn der Direktion alles Erwünschte erhalten hätte) um seine Famile abgesichert zu wissen – sie wird jedoch vorerst abgelehnt.

 

10. - 23. Mai: wieder in Mönichkirchen, mit dem Versuch “Kirbisch” endlich zu einem Ende zu führen.

 

Der Maler Rudolf Hirschenhauser malt ein Ölportrait von Anton, das als Umschlagbild für „Kirbisch“ verwendet werden soll.

 

22. Oktober 1927: Unter großem Aufwand an Kraft und körperlicher Belastung gelingt Anton die Fertigstellung seines Epos ”Kirbisch” nur Stunden vor dem, vom Verleger endgültig festgesetzten Termin in seinem Arbeitszimmer in Mödling.

Staackmann ist von dem anfänglich von ihm misstrauisch betrachteten Werk enthusiastisch begeistert.

 

26. und 27. November 1927: Lesung von “Kirbisch” an zwei aufeinanderfolgenden Abenden durch Schauspieler Wilhelm Klitsch im großen Saal des Konzerthauses; großer Erfolg

 

1928

24. Januar – 10. Februar:  Vortragsreise in die österreichischen Bundesländer und nach Berlin und Leipzig.

 

23. Februar – 23. März 1928: Aufenthalt am Rosenberg bei Graz, Sanatorium Hansa

Fertigstellung des Gedichtbandes “Gedichte um Pan”, der Ende April erscheint (bei Speidelverlag,Wien; mit Genehmigung von Alfred Staackmann);

 

April 1928: Erhält die Zusage einer Ehrenpension, um die er ein Jahr vorher angesucht hatte.

 

18. April 1928: Aufenthalt in Mönichkirchen (Hotel Hochwechsel). Am 1. Mai beim Bergabgehen plötzlich anhaltende Schmerzen im rechten Bein.

Am 3. Mai kommt Lilly nach.

5. Mai 1928: Marianne (Halbschwester von AW) versorgt inzwischen die Kinder im Mödlinger Haus und erleidet mit kaum 40 Jahren einen Schlaganfall; sofortige Rückkehr aus Mönichkirchen.

Großer gesundheitlicher Zusammenbruch von Anton mit Bluthochdruck und Herzattacken, ausgelöst durch die Aufregung um die Krankheit seiner Schwester. Mit Hilfe von “Teeschwamm” kann vorerst eine deutliche Besserung erzielt werden.

4. Juni - Ende Juli 1928: Sommeraufenthalt von Lilly, Fritz und Gottfried in Mönichkirchen im Plank-Haus;

Anton und Marianne verbleiben im Mödlinger Haus, betreut von Marianne´s tüchtigem Dienstmädchen Sophie. Beide erholen sich zusehends. Anton schreibt bereits an “Musik der Kindheit”

 

25. - 30. Juni 1928: Anton fährt kurz zu seiner Familie nach Mönichkirchen (wohnt im neu restaurierten Zimmer im Haus von Anna Stirner); arbeitet dort an der „Pötzleinsdorfer Geschichte“ von „Musik der Kindheit“.

31. Juli - Ende August 1928: Anton mit Fritz auf dem Schriebl.

Mitte September 1928 wieder in Mönichkirchen. Es geht ihm körperlich so gut, dass er sogar „am Tennisplatz Bälle schupfen“ kann.

 

Sepertatdruck des „Moses-Fragment“ durch die Wiener Bibliophilen-Gesellschaft

 

Ende Oktober 1928 erscheint “Musik der Kindheit” und wird das Weihnachtsbuch von Wien.

 

November 1928: Weiterhin Schmerzen im rechten Bein (seit. 1.5.); Untersuchung ergibt eine Entzündung der Arterie infolge chronischer Nikotinvergiftung. Lässt endlich eine Generaluntersuchung  im Wiener Sophienspital zu.

 Diagnose: Gefäßkrämpfe auf sklerotischer Basis, kaputte Nerven infolge Überarbeitung, Überschuss von Zucker im Blut

13. November bis 10. Dezember 1928: Kur in der Kaltwasserheilanstalt in Sulz-Stangau bei Dr. Löwy

 

1929

Januar : Vierwöchige Vortragsreise nach München, Berlin, Leipzig, Gera, Weimar, Frankfurt.

 

19. Februar 1929: Bietet Richard Strauss das Gedicht „Österreichisches Lied“ zur Vertonung an, der es dann im April 1929 für großes Orchester und Männerchor komponiert (heißt „Austria“ und wird am 10.1.1930 uraufgeführt)

 

1. Mai 1929: Erhält für “Musik der Kindheit” den Literatur-Preis der Stadt Wien.

 

Herr Nordling übersetzt „Kirbisch“ auf schwedisch.

 

26. Mai 1929: Ehrenmitglied im Gesamtverband schaffender Künstler Österreichs

 

1. -15. Mai 1929: Aufenthalt in Mönichkirchen; arbeitet dort an weiteren Prosabüchern über seine Kindheit und an einer von ihm vorgeschlagenen und von Staackmann akzeptierten Gesamtausgabe.

 

1.–8. August 1929  verbringt Anton auf dem Schriebl. Am 15. August kommt dann auch Anton für mehrere Wochen nach Mönichkirchen zu seiner Familie. Der permanent schlechte Gesundheitszustand hindert ihn aber an gemeinsamen Aktivitäten und der Arbeit. Trotzdem schaffen Lilly und er einmal eine Wanderung auf die Mönichkirchner Schwaig, das sie wie ein Wunder ansehen.

Heimkehr am 11. September.

 

17. – 30. September 1929: Anton wieder in Mönichkirchen; schreibt an der “Rede über Österreich”.

 

September 1929: „Buch der Gedichte“ erscheint

 

1. Oktober 1929: Anton bekommt von Alfred Staackmann Frau Agnes Funck (Freundin der Familie, Archivarin) als sekretariale Hilfe zur Verfügung gestellt.

 

21. Oktober 1929: Reise nach Stockholm als Abgesandter und geistiger Vertreter Österreichs, um am 12. November, dem Geburtstag der österreichischen Republik, einen Vortrag zu halten (gemeinsam mit Paula Grogger). Dafür schrieb er die “Rede über Österreich”.

Außerdem sind anschließend weitere Vorträge in Dänemark, Norwegen und Nordirland geplant.

Abreise trotz schlechtem Gesundheitszustand und anfallsartigen Ischiasschmerzen. Kann bereits am nächsten Tag in Leipzig nicht mehr aus dem Zug steigen. Wird in das Haus seines Verlegers Alfred Staackmann gebracht und sofort von Dr. Jerome Lange, dem Erfinder der Ischiasinjektionen behandelt, wobei sich rasch eine Besserung einstellt. Die Reise muss jedoch abgesagt werden. Er bleibt noch wochenlang im Haus seines Freundes Staackmann.

Die “Rede über Österreich” erscheint am 12. November 1929 (Tag der geplanten Vorlesung) in der “Neuen freien Presse” und allen nordischen Zeitungen und wird von jemand anderem zum geplanten Zeitpunkt in Schweden gelesen.

Rückkehr nach Wien am 28. November 1929.

 

Den ganzen Dezember 1929 immer wieder Venenentzündungen, die ihn tageweise ans Bett fesseln.

 

1930

1. Januar, Neujahrstag: AW liest die ”Rede über Österreich” im Österreichischen Rundfunk (RAVAG), die einen unglaublichen Erfolgssturm auslöst.

 

Januar 1930: Wird für den Nobelpreis 1930 vorgeschlagen.

Dieser Vorschlag wird von Prof. Kluckhohn, Prof. Reich, Präsident der Akademie der Wissenschaften Oswald Redlich, Unterrichtsminister H.v. Sribik und weiteren 30 Professoren unterzeichnet und 1931 und 1932 wiederholt. Da jedoch kurz davor Thomas Mann den Nobelpreis erhalten hatte, besteht für diese Zeit keine Aussicht auf abermalige Preiszuerkennung an einen deutschsprachigen Autor. 1932 ist Anton der aussichtsreichste Kandidat, stirbt jedoch kurz vorher.

 

10. Januar 1930: „Austria“ – das von Richard Strauss vertonte Gedicht „Österreichisches Lied“ für Männerchor und großes Orchester wird im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins aufgeführt – mit den Wiener Philharmonikern, dem Wiener Männergesangsverein und dem Komponisten selbst als Dirigent.

Eine weitere Aufführung erfolgte in Paris im selben Jahr.

 

18. Januar 1930: Erhält den Preis der  Deutschen Schillerstiftung

 

18. Januar 1930: Max Vladimir Freiherr von Beck (österreichischer Ministerpräsident) und Dr. Franz Schneiderhahn (Generaldirektor der Bundestheater) bestürmen AW zur erneuten Annahme der Burgtheaterdirektion mit Zusage aller ihm zustehenden Wiedergutmachung, Gehaltswünsche und einer lebenslangen Pension für seine Familie. Vor allem der letzte Punkt, seine Familie abgesichert zu wissen, lässt den bereits schwerkranken Menschen trotz aller inneren Abwehr erneut die Direktion annehmen.

Helene Rapek, eine Verehrerin des Dichters, bietet unentgeltlich ihre sekretariale Hilfe an (trägt später einen großen Anteil bei der Erstellung des Archivs und bleibt eine lebenslange innige Freundin der Familie).

7. März 1930: Definitive Ernennung zur 2. Burgtheaterdirektion

 

5. März: Vorlesung in Grillparzergesellschaft in Wien

Im März noch Erholungsaufenthalt  in Graz (Sanatorium Hansa), der jedoch nicht die gewünschte Wirkung mehr erbringt.

 

1. Juli 1930 - 1. Januar 1932:     2. Burgtheaterdirektion

 

1. Juli 1930: Lilly und die Kinder ziehen zur Sommerfrische in das von ihren Freunden Ina und Fred Langer zur Verfügung gestellte Haus in Sparbach; Anton auf den Schriebl.

Ende Juli 1930 kommt auch er nach Sparbach zu seiner Familie.

Die letzten zwei Augustwochen 1930 verbringt er auf dem Semmering.

Auf dem Weg dorthin Besuch bei Alma Mahler und Franz Werfel in deren Haus in Breitenstein.

 

1930:  “Gesammelte Werke von Anton Wildgans“ erscheinen.

 

1. September 1930: Beginn der direktionalen Tätigkeit im Burgtheater;

Dienstwohnung im Burgtheater im Stiegenhaustrakt über dem Eingang Richtung Cafe Landtmann.

Anfänglich ist alles so wie es versprochen wurde und Anton erhält von Dr. Schneiderhahn und dem Unterrichtsminister Dr. Heinrich von Srbik alle Unterstützung. Als der Letztere jedoch am 30. September demissioniert, beginnen erneut die korruptiven Schwierigkeiten und schließlich eine organisierte Hetzkampagne der Presse.

 

1931

1.Januar 1931 : Ernennung zum Mitglied der Akademie für Kunst und Wissenschaft in Göteborg, Schweden.

 

Erleidet eine durch eine Grippewelle verursachte Mittelohrentzündung.

Am 11. Januar Erholung für einige Tage am Semmering.

2. Januar 1931: Tod seiner Halbschwester Marianne nach zweieinhalb-jährigem Siechtum nach wiederholten Schlaganfällen mit 43 Jahren (fast genau 25 Jahre nach dem Tod des gemeinsamen Vaters)

 

Februar 1931: Aufnahme der Gedichte “Österreichisches Lied” und “Letzte Erkenntnis” auf Schallplatte über die Wiener Akademie der Wissenschaften. (1931 begann mit Stimmporträts von Anton Wildgans die Ära der elektrischen Aufnahme)

 

Februar 1931: Ehrenmitglied der österreichischen und deutschen Schriftstellergenossenschaft

 

8. April 1931: Gründung des “Studio im Burgtheater”, in dem nun experimentelles Theater stattfinden kann.

 

17. April 1931:  50. Geburtstag von Anton Wildgans

Feiern zum 50. Geburtstag - davon einige erwähnt:

14. April: Feier des Schriftstellerclubs “Concordia” im Hotel Imperial

16.4: Feier in der Nationalbibliothek mit Erhalt der Gedenkmedaille

Festvorstellung der “Armut” im Volkstheater

17.4: Feier im Burgtheater mit einer Festvorstellung von “Kain”

18.4: Festvorstellung im Theater in Graz

Der Weg hinter dem Haus von Anton wird als Stiftung der Gemeinde Mödling in “Anton-Wildgans-Weg” umbenannt (vorher Seilerweg)

Familiäre Geburtstagfeier:

 Lilly fertigt eine Mappe mit Bildern von allen Wohnungen, Stätten, Landschaften, die für Anton wichtig waren.

Fritz entwirft dazu ein Widmungsblatt.

Von beiden Kindern werden Pastellportraits von Maler Julius Schmid angefertigt.

 

Als “Tüpferl auf dem i”  findet Gottfried in einer für den Garten bestimmten Fuhre Kuhmist ein Hufeisen. Sie lassen es verchromen und dichten dazu:

In unserem Garten, in Kuhmist verscharrt

Dies Eisen von Gottfried gefunden ward.

Nun, Väterchen, soll es ein Glückspfand Dir sein,

Zum heutigen Tage geschenkt von uns Drei´n.

 

Anton erhält ein Bastkörbchen mit einem Blumensträußchen mit folgender Karte:

Jene Blumen, die Du mir damals geschenkt hast, als wir beide 10 Jahre alt waren und unseren ersten Ball erlebten, gebe ich Dir heute an Deinem fünfzigsten Geburtstag  zurück.

Deine Annie

(Annie, Baronin Franz-Astrenberg)

Annie war seine erste große Liebe! Es ist jenes Sträußchen, das er Annie 1891 bei seinem ersten Hausball überreicht hat !!!

 

Immer wieder gesundheitliche Rückschläge und Verschlechterung.

Ende Mai schwerer Herzanfall (Angina pectoris), behandelnder Arzt Dr. Eisler

Im Juni 1931 Feststellung einer Herzmuskelentzündung durch Prof. Karl Hochsinger

Juli 1931: Sommerurlaub in Türnitz, organisiert von Freund und Burgschauspieler Fred Hennings, dessen  junger Verwandter ein offenes Auto hat und so Transport und Ausflüge ermöglicht  (z.B.. Mariazell).  Quartier bei Förster Hahndl

14. – Ende August 1931: Kur in der Kaltwasserheilanstalt des Dr. Löwy in Sulz-Stangau.

Jedoch weiter schlechter und instabiler Gesundheitszustand, der durch die sehr verschärfte Situation im Burgtheater verstärkt wird.

 

20. September 1931: Fünftägige Dienstreise nach Berlin und Hamburg, die den kranken Mann sehr anstrengt.

 

2. Oktober 1931: reicht Demission als Burgtheaterdirektor ein, die aber abgelehnt wird.

11. Oktober 1931: Feier in Unter-Tullnerbach anlässlich dem 50. Geburtstag und zur Eröffnung eines “Anton-Wildgans-Weges” auf dem Sagberg mit Enthüllung einer Gedenktafel am Hause, wo er die ersten Sommer der Ehe verbracht hatte.

 

4. November 1931: Gesundheitsbericht von Prof. Hochsinger: Erweiterung des rechten Herzens mit Stauungserscheinungen

 

7. November 1931: Zweites Demissionsansuchen

 

Mitte November 1931 erneuter starker Herzanfall, aber der verordnete Erholungsurlaub aufgrund der Theaterarbeit immer weiter verschoben.

 

16. Dezember 1931: Aufnahme der Gedichte “Das Lächeln “ und “Der Schmarotzer” auf Schallplatte durch  Firma His-Masters-Voice.

 

Im Dezember 1931 Erholungsversuch im Kurhaus Semmering

 

31. Dezember 1931: Rückritt von der Direktion des Burgtheaters und Übergabe an Hermann Roebbeling.

 

1932

Anton ist aussichtsreichster Kandidat für den diesjährigen Nobelpreis. Sein Freund und steter Förderer Universitätsprofessor Dr. Emil Reich erhält nach langen Bemühungen die Zusage für 1932 (jedoch stirbt Anton davor).

 

7. Januar 1932: Übergabefeier im Burgtheater und Ernennung zum Ehrenmitglied des Burgtheaters

 

19. Januar1932: Kuraufenthalt am Semmering, jedoch kaum Besserung.

Dort freundschaftlicher Kontakt mit Gerhart Hauptmann.

12.  -27. Februar1932: Kuraufenthalt im Sanatorium Hansa in Graz, der jedoch kaum mehr die gewünschte Erholung bringt.

 

18. März 1932: Erhält die Johann-Wolfgang-Goethe-Medaille

 

März 1932: Beginnt mit seinem zweiten Erinnerungsbuch “Helldunkle Jugend”, von dem aber nur “Schicksal in Mödling” niedergeschrieben wird.

 

18. April 1932: Erholungsversuch in Mönichkirchen, wo er weiter an „Helldunkle Jugend“ arbeitet. Am 29.4 erneuter sehr starker Herzanfall, an dem AW fast verstirbt.

 

Am 1. Mai 1932 holen Lilly und der befreundete Arzt Dr. Adolf Weiss mit seinem Auto Anton von Mönichkirchen nach Mödling zurück.

Kurzzeitig geht es ihm besser.

 

Am 2. Mai 1932 versammelt Anton seine Familie um sich und hat nach einem sehr feierlichen Abendessen mit Lilly und jedem seiner Söhne ein langes Gespräch – als ob er sein Schicksal ahnt.

Die Nacht möchte er alleine in seinem Zimmer verbringen – auch die Medikamente will er nicht mehr zu sich nehmen.

„Nein, ich will heute nichts nehmen. Dr. Weiss hat schon recht, wenn er vor all diesen schweren Mitteln warnt. Und überdies fühle ich mich wohler, als die ganze letzte Zeit. Ich gedenke auch einen guten Schlaf zu tun.“

Das sind die letzten Worte, die er zu seiner Familie spricht – er schlägt auch die Bitte seiner Frau ab, auf einem Notbett neben ihm schlafen zu dürfen. Er liebte es, in der Nacht ein Zimmer für sich allein zu haben, um auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen.....

Am Morgen des 3. Mai 1932 stirbt Anton Wildgans an einer Herzattacke in seinem Arbeits- und Schlafzimmer in Mödling. Sein Sohn Friedrich findet ihn um dreiviertel Acht Uhr morgens neben dem kleinen runden Tisch auf dem Boden liegend.

 

Begräbnis am 6.Mai 1932 mit Festakt vor dem Burgtheater

Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof