Anton Wildgans
Österreichischer Lyriker und Dramatiker 1881 - 1932
Akkord
Aufblick
Blick von oben
Das Lächeln
Dienstboten
Dieses Haus wird demoliert
Einem jungen Richter zur Beeidigung
Freunde
Glück des Alleinseins
Ich bin ein Kind der Stadt
Im Anschaun meines Kindes
Kammermusik
Letzte Erkenntnis
Lied des Schmarotzers
Sankt Othmar
Sonette an Ead
Stimme im Traume des Künstlers
Tiefer Blick
Triptychon der Liebe
Vom kleinen Alltag
Wiedersehen mit Gott
Zueignung an die geliebte Landschaft

Blick von oben

O, wie stillt es die Brust, auf Bergeshöhe zu stehn

Und den Schimmer der Sonne auf den Rücken der Vögel

Und auf den grünen Vließen gedrängter Wipfel zu sehn.

 

Rote Rehe tiefunten, in schlanken, lautlosen Fluchten,

Scheuen über gräserflimmernde Baldblößen hin.

Unsichtbare Gewässer rauschen empor aus Schluchten.

 

Silbergesponnen, ein lose hingeworfener Faden,

Haftet, Forste und Felder umschlingend, die Straße am Hang.

Wagen ziehen herauf, mit goldenen Hölzern beladen.

 

Fernhin und ferner verblassend, ein innig Gefüge von Hügeln

Sinkt, sich verjüngend, dem dubstigen Rande des Himmels zu.

Irgendwo jenseits gleitet es nieder auf blauen Flügeln.

 

Vom Beginne der Erde, vom Aufgang der Wolken her,

Wächst die Ebene feierlich auf, und die weißen Gehöfte

Stehen in ihr wie Segel auf einem windstillen Meer.