Ich bin ein Kind der Stadt Ich bin ein Kind der Stadt – Die Leute meinen
und spotten leichthin über unsereinen,
Daß solch ein Stadtkind keine Heimat hat.
In meine Spiele rauschten freilich keine
Wälder. Da schütterten die Pflastersteine,
Und bist mir doch ein Lied, du liebe Stadt.
Und immer noch, so oft ich dich für lange
Verlassen habe, ward mir seltsam bange,
Als könnte es ein besondrer Abschied sein.
Und jedesmal, heimkehrend von der Reise,
Im Zug mich nähernd, überläuft’s mich leise,
Seh’ ich im Dämmer deine Lichterreihn.
Und oft im Frühling, wenn ich einsam gehe,
Lockt es mich heimlich raunend in die Nähe
Der Vorstadt, wo noch meine Schule steht.
Da kann es sein, daß eine Straßenkrümmung,
Die noch wie damals ist, geweihte Stimmung
In mir erglühen macht wie ein Gebet.
Da ist ihr Laden, wo ich Heft und Feder,
Den ersten Zirkel und das erste Leder
Und all die neuen Bücher eingekauft,
Die Kirche da, wo ich zum ersten Male
Zur Beichte ging, zum heiligen Abendmahle,
Und dort der Park, in dem ich viel gerauft.
Dann lenk’ ich aus den trauten Dunkelheiten
Der alten Vorstadt wieder in die breiten
Gassen, wo all die lauten Lichter glühn.
Und bin in dem Gedröhne und Geschrille
Nur eine kleine, ausgesparte Stille,
In welcher alle deine Gärten blühn.
Und bin der flutend-namenlosen Menge,
Die deine Straßen anfüllt mit Gedränge,
Ein Pünktchen nur, um welches du nicht weißt.
Und hab’ in deinem heimatlichen Kreise
Gleich einem fremden Gaste auf der Reise
Kein Stückchen Erde, das mein eigen heißt.
|