Anton Wildgans
Österreichischer Lyriker und Dramatiker 1881 - 1932
Akkord
Aufblick
Blick von oben
Das Lächeln
Dienstboten
Dieses Haus wird demoliert
Einem jungen Richter zur Beeidigung
Freunde
Glück des Alleinseins
Ich bin ein Kind der Stadt
Im Anschaun meines Kindes
Kammermusik
Letzte Erkenntnis
Lied des Schmarotzers
Sankt Othmar
Sonette an Ead
Stimme im Traume des Künstlers
Tiefer Blick
Triptychon der Liebe
Vom kleinen Alltag
Wiedersehen mit Gott
Zueignung an die geliebte Landschaft

Letzte Erkenntnis

Willst du gleich die Früchte greifen?

Hast doch eben erst gesät!

Laß sie werden, laß sie reifen:

Früh ist Arbeit, Ernte spät.

 

Läßt kein Wachstum sich beschleunen,

Ihr Gesetz hat jede Saat,

Rüste Werkzeug, baue Scheunen

Für die Fechsung, für die Mahd!

 

Heimsen andre Pflüger eher,

Voll Geheimnis ist die Welt;

Sei kein Neider, sei kein Späher

Nach des Nachbarn Ackerfeld!

 

Glaubst du vor dem Schnitt zu sterben,

Sei nicht bange um die Frucht!

Kein Ertrag bleibt ohne Erben,

Keine Tat bleibt ungebucht

 

Wer im Werk den Lohn gefunden,

Ist vor Leid und Neid gefeit,

Denn er hat sich überwunden

Und kann warten und hat Zeit.