Tiefer Blick O du kannst einsam sein, daß Gott erbarm
Und es dich mitten in dem Fliegenschwarm
Der Menschen jäh befällt wie Scham und Grauen.
Und manchmal mußt du vor den Spiegel gehn
Und voller Angst nach deinem Bilde sehn,
Um in ein Antlitz, das dich kennt, zu schauen.
Und Freunde kannst du haben, Weib und Kind,
Und so allein sein wie ein Baum im Wind,
Der zitternd steht auf namenloser Heide –
Und mit den Freunden hast du viel verbracht,
Und mit dem Weibe schläfst du jede Nacht,
Und jenes Kind ist deiner Seele Weide.
Sie aber fassen deine Rede kaum,
Als sprächest du aus einem irren Traum,
Der nicht Bewandtnis hat in ihrem Leben –
Zu deiner Freude sind sie fremd und kühl,
Für deine Drangsal ohne Mitgefühl,
Neugier ist alles, was sie zögernd geben.
Da wirst du selbst dir mählich unbekannt
Und wie ein minderer Komödiant,
Der jede Miene einlernt und Gebärde –
Nur manchmal hörst du’s rauschen innerlich
Und hältst erschrocken inne: „Bin das ich?“ –
So einsam kann man sein auf Gottes Erde. |