Dieses Haus wird demoliert Armes altes Haus, vielleicht noch heute
Kommen sie mit Hacken, Schaufeln, Karren,
Fühlloser Gesellen eine Meute,
Und sie legen dir Gerüst’ und Sparren
Frei wie Rippen vor dem Blick der Leute.
Alle deine lieben Heimlichkeiten
Werden dann vom hellen Licht beschienen,
Deine ausgehängten Fester weiten
Sich wie Augen, gräßlich und verkommen,
Denen man die Iris ausgenommen
Und das Weiße schimmernder Gardinen.
Manchmal stößt ein Wind durch die Ruinen,
Spielt verrucht mit Fetzen von Tapeten,
Die noch hängen an entblößten Wänden, -
Ach, sie tragen noch die Spur von Händen,
Von Verzierung, von Geräten –
Gestern war noch Leben zwischen ihnen.
Kinder wurden da gezeugt, geboren,
Särge standen zwischen bleichen Kerzen,
Herzen hofften, brachen – Menschenherzen
Wurden wach und gingen leis verloren –
Ehmals noch auf spiegelnden Parketten
Tanzte man Quadrillen und Gavotten,
Sanfte Geigen sangen zu Spinetten,
Krinolinen knixten nach verliebten Noten.
Damals träumtest du noch tief in Gärten,
Und die Hirsche hatten ihre Fährten
Aus den Donauauen bis zu dir.
Später kamen ungeschlachte Riesen,
Tausendquadrig stampften sie die Wiesen
Und verscheuchten das vertraute Tier.
Und wie aufgeregte Schlangen sprossen
Schlote auf aus trüben Erdgeschossen,
Ohne Sonne starb das letzte Grün,
Hof und Garten wichen Zinskasernen,
Traute Herberg schmutzigen Tavernen,
Wo von Haß und Trunk Gesichter glühn ...
Armes altes Haus, vielleicht noch heute
Kommen sie mit Hacken und mit Karren,
Fühlloser Gesellen eine Meute –
Und sie legen dir Gerüst und Sparren
Frei wie Rippen vor dem Blick der Leute.
Ihnen bist du nur ein wüster Haufen
Schutt und Holzes, billig zu verkaufen –
Geld gibt Recht, und Recht macht leichte Beute.
Irgend jemand hat den Grund erworben,
Wo sich bald ein neues Haus erhebt –
Doch im alten habe ich gelebt,
Und mein Vater ist darin gestorben. |