Lied des Schmarotzers Bin arm geboren! Was kann ich dafür?
Und habe eines Genießers Nerven!
Taug nicht als Bettler vor fremder Tür,
Laß mir von niemand den Bissen vorwerfen!
Sei, wer da Lust hat, des Glückes Ertrotzer
Im Schweiß seiner Stirne! Beim Element,
Arbeit ist doch nur das Aftertalent
Der Unbegabten! Und ich bin – Schmarotzer!
Das ist kein Gewerbe für einen Tropf!
Da gilt es: Kenntnis der menschlichen Schwächen!
Es kann nur ein universaler Kopf
Mit jedem in seiner Sprache sprechen!
Zum Glück sind die meisten, die was besitzen,
An irgendeinem Punkte faul;
Dort brauch ich Sporen und jage den Gaul,
Bis seine Flanken Dukaten schwitzen.
Der eine will Freundschaft, ihm spiele ich Treue!
Ein zweiter will Demut, dem komm ich devot!
Mit Alpha schwärm ich für Himmelsbläue,
Mit Beta wälz ich mich wacker im Kot,
Und hält sich Gamma für einen Dichter,
Ich finde seine Verse famos!
Ist keine Lüge so grenzenlos,
Daß sie nicht geglaubt wird von diesem Gelichter!
Dafür nun leb ich im vornehmsten Stile
Ganz wie ein Jobber oder Baron!
Fahre und reite, rauche und spiele,
Zahlen mag es mein Herr Patron!
Möchte er geizen, will er sich spreizen,
Lüft ich die Maske von meinem Haß!
Hei, das wirkt wie ein Aderlaß!
Nichts ist gewagter, als mich zu reizen!
Und so sitz ich am Tische der Prasser,
Gern gesehn und gefürchteter Gast!
Ihre Weine trink ich wie Wasser,
Lang’ in die Schüsseln, so tief es mir paßt!
Ihre Kapaunen, Trüffeln und Krebse
Sind meinem Gaumen der Sinn der Welt,
Und wenn mir von einem das Weibchen gefällt,
Ihn mach ich zum Hahnreih und sie mir zur Kebse!
Und das ist recht so, ihr satten Quiriten,
Die ihr den Menschen nach Talern schätzt!
Euch in den Nacken den Parasiten
Hat Gott-Satan als Bremse gesetzt!
Als den Sendvogt derer, die darben,
Als die Schlange ins Paradies,
Als den Rachegeist der Genies,
Die durch euch am Hunger verstarben!
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