Anton Wildgans
Österreichischer Lyriker und Dramatiker 1881 - 1932
Akkord
Aufblick
Blick von oben
Das Lächeln
Dienstboten
Dieses Haus wird demoliert
Einem jungen Richter zur Beeidigung
Freunde
Glück des Alleinseins
Ich bin ein Kind der Stadt
Im Anschaun meines Kindes
Kammermusik
Letzte Erkenntnis
Lied des Schmarotzers
Sankt Othmar
Sonette an Ead
Stimme im Traume des Künstlers
Tiefer Blick
Triptychon der Liebe
Vom kleinen Alltag
Wiedersehen mit Gott
Zueignung an die geliebte Landschaft

Freunde

Wir waren viele, da wir gingen,

Und ich, voran, sah mich nicht um;

Ich hörte doch so nahe klingen

Der Stimmen freundliches Gesumm.

 

Trat mancher auch vom Weg zur Seite,

Verhallend meinem Lauscher-Ohr,

War immer noch ein reich Geleite

Und guter Herzen voller Chor.

 

Allmählich aber ward es leiser,

Da wir durchmaßen Jahr um Jahr,

Und an des ersten Kreuzwegs Weiser

Hielt unser eine kleine Schar.

 

Von fern die einen und die ändern

Gesellten sich zu unserm Zug,

War immer noch ein reiches Wandern

Und treuen Einklangs Lust genug.

 

Nur daß ich jetzt sie öfter zählte,

Die teuern Stimmen ringsumher,

Ob keine, die mir lieb war, fehlte,

Denn manche, schien mir's, klang nicht mehr.

 

Auch dieses liegt schon längst im Weiten,

Und stiller wird's tagaus, tagein;

Ist immer noch ein reiches Schreiten,

Doch wer am Ende meiner Zeiten,

Wer wird bei mir der Letzte sein?